Renato Christen wurde am 31. März 1950 in Wald geboren.
Die Mutter Italienerin, der Vater Schweizer.
Schon als Kind war er stark von Kunstwerken fasziniert.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte er im Tessin.
Nach der Schule trat er eine Handwerkerlehre an und
begann als Autodidakt, Kunst zu schaffen.
Später arbeitete er auf Frachtschiffen, um sich Reisen
durch diverse Kontinente zu ermöglichen.
Viele Fragen über den Sinn des Lebens beschäftigten ihn,
bis er Jahre später die Antwort in Jesus Christus fand.
Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Völkern
und Kulturen hat seine Arbeit stark geprägt.
Es war auf einer Seite Bereicherung aber auch
Anstrengung und Traurigkeit wegen dem Elend, das er sah.
Der Wunsch, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen,
zog ihn in seine zweite Heimat, Italien,
wo er schon oft seine Grosseltern besucht hatte.
In Bergamo begann er 1973 seine Ausbildung an der
„Accademia Carrara di Belle Arti“, wo er,
dank seiner überdurchschnittlichen Leistung,
diverse Stipendien und Preise gewann.
Von jener Zeit in Bergamo hat er immer mit Nostalgie erzählt.
Er wurde an der Schule mit offenen Armen und mit viel
Herzlichkeit empfangen, fand neue Freunde und
hatte die Möglichkeit, sich in seiner Kunst zu entfalten.
Noch etwas Schönes kam in sein Leben,
gerade am Tag seines 25. Geburtstags:
In der Altstadt von Bergamo „La Città Alta“ lernte er die Frau
seines Lebens kennen.
Aus dieser Ehe entsprangen 3 Kinder.
Nach einem erfolgreichen Abschluss an der Kunstakademie in Bergamo
setzte er seine Studien an der „Accademia di Belle Arti Brera“
in Mailand fort und arbeitete einige Jahre mit der
Künstlergruppe- RASE zusammen.
Es folgten diverse Ausstellungen, in Italien und in der Schweiz.
Nach 17 Jahren in Bergamo übersiedelte im Jahre 1990
die ganze Familie nach Wald.
Die Verbindung mit seiner zweiten Heimat wurde nie unterbrochen:
Renato fand sehr oft in Italien die Inspiration für sein künstlerisches Schaffen.
Als sein Vater aus gesundheitlichen Gründen die Brieftauben
an der Elbastrasse, im gleichnamigen Tobel, Ausgangs Wald,
nicht mehr halten durfte, wurde aus dem kleinen Häuschen das
„Atelier Renato Christen“. Dort hat er Jahrelang gearbeitet
und hat Bilder, Skulpturen aus Holz, Stein und Bronze geschaffen,
die an privaten und öffentlichen Orten ihre Wirkung noch Heute entfalten.
Darüber hinaus hat er immer wieder gerne mit Kindern und
Jugendlichen in der Schule gearbeitet, sei es als Künstler
oder auch als Lehrer. Sein Atelier war für alle offen,
er hat sich gerne für seine Mitmenschen Zeit genommen.
Nach jahrelangem harten Arbeiten mit dem Meissel,
traten Abnutzungserscheinungen im Schultergelenk auf,
so dass das Ende seiner Arbeit als Bildhauer drohte.
Doch Renato liess sich dadurch nicht entmutigen und fand neue
Ausdrucksweisen, sowohl in seiner Malerei, als auch in seinen Skulpturen.
Die 4 Eisenfiguren an der Bahnhofstrasse sind in dieser Zeit entstanden.
An einem schönen Oktobertag in Bordighera sass er auf einer Holzbank:
mit seinem unzertrennlicher Strohhut, von südlichen Pflanzen umgeben,
über ihm der blaue Himmel, Leute, die gemütlich in der Sonne spazierten
und plauderten, spielende Kinder, vor ihm das wunderschöne ligurische Meer.
Auf einer Seite des „Corriere della sera“ zeichnete er die Figuren
für das Projekt, mit dem er dann den, von der Gemeinde Wald
ausgeschriebenen Wettbewerb gewann.
Es folgten Werke aus leichteren Materialien, mit Eisen und Farben kombiniert.
Die grosse Freude, die er daran hatte, spiegelt sich in den
lebensfrohen Werken von damals wider.
Fast jedes Künstlerleben geht materiell auch durch harte Zeiten,
doch Renato hat immer mit allen seinen Kräften für das Wohl der Familie gesorgt.
So hat er zum Beispiel in einem immensen Arbeitsaufwand
das Wohnhaus der Familie renoviert und sein Atelier gebaut.
Er war sich nie zu Schade, auch mit anderen Arbeiten
für seine Familie zu sorgen.
Nach der zweiten Operation an der Schulter ging es ihm besser,
so dass er sich entschied, Kurse für Holzskulpturen in seinem Atelier anzubieten.
Die Leute kamen und konnten begeistert mit dem wunderschönen Material arbeiten.
Dadurch kam Renato zu seiner ersten Liebe, dem Holz, zurück.
In den letzen Monaten sind Werke entstanden,
welche die Vielfältigkeit und Kreativität von Renato widerspiegeln.
Jetzt betrachtet, nach seinem plötzlichen Abgang (4.November 2010),
scheinen diese Skulpturen, wie eine Zusammenfassung seines Wirkens.
Durch sein Wesen und seine Kunst hat er die Sehnsucht
nach Harmonie, Freude, Geborgenheit und Liebe,
die so oft in dieser Welt fehlen, seinen Mitmenschen vermittelt.
Nach der letzen Ausstellung, die ihm viel Freude bereitet hat,
dachte er schon an neue Projekte, die leider unrealisiert bleiben werden.
Wir dürfen uns aber an dem, was er uns als Mensch
und Künstler zurückgelassen hat, weiter freuen.
Die Zeit auf dieser Erde ist für Renato abgelaufen,
aber er lebt weiter…
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